Rote Lippen – das ist mein Look!

Roter Lippenstift

Asmona, ich würde Dich jetzt so gerne küssen. Aber Dein Lippenstift ist im Weg!!! Manchmal hasse ich ihn wirklich, auch wenn er Dir fantastisch steht. Babe, danke für das Kompliment. Aber Du weißt: DAS ist mein Look. Und so hast Du mich kennengelernt. Stimmt schon, aber dass Du den immer trägst, war bestimmt nicht immer so?! Stimmt, aber das war eine andere Zeit und eine andere Asmona.

So oder ähnlich kreisen regelmäßig unsere Gespräche um meinen roten Lippenstift. Ich kann ja verstehen, dass er manchmal stört, weil er permanent signalisiert: Don´t touch – don´t kiss. Das kann einen schon etwas sehnsüchtig machen. Auch mich, denn das Verlangen, den Mann zu küssen, überkommt mich ja auch regelmäßig. Aber rote Lippenstifte und ich haben mittlerweile eine innige Beziehung zueinander aufgebaut, die einige Höhen und Tiefen erlebt hat.

Als ich mich mit 14 Jahren endlich offiziell schminken durfte, habe ich mein Taschengeld zusammengekratzt, bin in die Parfümerie gelaufen und habe den Paloma Picasso Mon Rouge Lippenstift gekauft. (Leider ist er nicht mehr erhältlich. Warum eigentlich?) Meine Mutter reagierte nicht sonderlich begeistert, als ich mit knallroten Lippen nach Hause kam, aber auch schon damals sagte ich: Das ist mein Look. Denn zu dem Zeitpunkt gehörte ich zu den New Waves. Ganz in Schwarz gekleidet, Irokesenschnitt mit abrasierten Seiten, schwarzumrandete Augen und endlich rote Lippen. Meine Mutter musste aufgrund meines Stils so einiges aushalten in der Kleinstadt, in der wir damals lebten. Aber sie hat es mit Fassung getragen und mir immer den Rücken gestärkt.

Dann, von einem auf den anderen Tag, war Schluss damit. Man sah mich mit Shoppingtüten von Benetton und in einem gelben Sweatshirt, darunter ein blau-weiß gestreiftes Hemd und farblich passende Stoffhose. Paloma wanderte in die Schublade und ich war Anhängerin der No-Make-up-Bewegung. Also da, wo Alicia Keys heute ist. 😉

Auch wenn meine Mom nie etwas gesagt hat, weiß ich, dass sie den Wandel innerlich gefeiert hat. Danach folgte, während meiner Realschulzeit, eine Phase des Powerdressings im Businesslook mit Kostümchen, High Heels, Aktenkoffer, Perlenkette und Lippenstift in Bordeaux und dazu ein Lipliner zwei Nuancen dunkler (muss man jetzt nicht vertiefen: Jugendsünden), nachdem ich den Film „Die Waffen der Frauen“ entdeckt habe.

Bis zum Abitur hatte sich das etwas gelegt, ich trug Jeans und diverse Arten von Buffalo-Schuhen (nein, nicht die Plateauschuhe, die wohl gerade wieder ein Revival feiern) mit wechselnden knalligen Lippenstiftfarben. Während des Studiums in Hamburg wurde es ruhiger um meine Lippen und um meinen Kleidungsstil. Der bestand hauptsächlich aus schwarzen Kleidern, Röcken und Oberteilen ergänzt durch nudefarbene Nuancen oder Bordeaux auf den Lippen.

Keine Ahnung, was dann passiert ist, aber als ich nach München gezogen bin, um bei FHM zu arbeiten, hatte ich plötzlich eine Hip-Hop-Phase mit Turnschuhen, Baggyhosen, Hoodies und Parkas. An diese modischen Ausfälle kann ich mich nur noch vage erinnern, was vielleicht auch besser ist. Was ich aber noch weiß, ist, dass ich damals anfing, Lipgloss zu tragen. Wohl aus Bequemlichkeit, wie mir jüngst ein Make-up-Artist sagte. Denn Lipgloss sei etwas für Faule, weil man sich nicht wirklich darum kümmern müsse und ihn auch ohne Spiegel auftragen könne. Aber Lippenstift erfordert Disziplin. Man muss immer darauf achten, dass die Farbe noch vollständig aufgetragen ist und bedenken, dass Nachlässigkeit bei der Pflege von dem Lippenstift nicht verziehen wird. Da mag er wohl recht haben. Irgendwann legte ich meine Hip-Hop-Uniform beiseite und fühlte mich fortan im Basic-Look à la Gap recht wohl.

Rote Lippen

Der Umzug nach Berlin bedeutete nicht nur einen neuen Lebensabschnitt, sondern auch ein Makeover, welches im krassen Gegensatz zu dem Stil davor stand. In den folgenden vier Jahren lebte ich in einem nostalgischen Paralleluniversum mit Kleidern im Stil der 1940er und natürlich durften die roten Lippen nicht fehlen. Das habe ich auch noch beibehalten nach meinem Umzug zurück nach Hamburg. Aber irgendwann war mir das zu viel Aufwand und ich hatte keine Lust mehr, so aufzufallen. Ich wollte Mainstream. Denn anders zu sein, sich anders zu kleiden bedeutet Blicke und auch Getuschel anzuziehen. Dafür braucht man Selbstbewusstsein, innere Ausgewogenheit und Stärke. Normalität war aber angesagt, mit schwarzen Wickelkleidern in den verschiedensten Ausführungen und kaum Make-up und Lipgloss in Naturtönen. Dann, vor drei Jahren, kam ein radikaler Umbruch durch eine F.X. Mayr-Kur und ich wurde dadurch zu einem neuen Menschen mit dem passenden Stil.

Natürlich hat sich seitdem wieder einiges geändert, aber geblieben ist der rote Lippenstift. Denn rote Lippen sind verführerisch, weiblich, sinnlich und sorgen für den nötigen Glamour. Da muss man sich nur Dita Von Teese und Gwen Stefani anschauen. Deshalb sollte das gefeiert werden. Nicht nur am Abend oder zu festlichen Anlässen, nein, jeder Tag ist ein Roter-Lippenstift-Tag. Egal, wie sehr der Partner auch darüber nörgeln mag.

Wir haben übrigens jetzt auch zwei Kompromisse gefunden, mit denen wir beide vorerst leben können. Sobald ich die Wohnung betrete, kommt der Lippenstift ab, und wenn wir uns morgens verabschieden, trage ich ihn erst dann drauf, wenn wir uns lang genug geküsst haben.

Asmona Logan

Exkurs

Der erste Lippenstift wurde 1883 auf der Weltausstellung in Amsterdam vorgestellt. Damals galt er noch als verrucht und wurde nur von Schauspielerinnen und Prostituierten getragen. Aber die Damen der Gesellschaft konnten seiner Anziehungskraft nicht lange widerstehen. Sein – etwas respektloser – Spitzname „saucisse“ (zu Deutsch Würstchen) rührte daher, dass der Lippenstift in Seidenpapier eingewickelt wurde, da er keine Hülle besaß. Doch schon bald wurde er zum „stylo d’amour“! Der Pariser Parfümeur Guerlain war der Erste, der die Pomade aus dem Tiegel mithilfe von Bienenwachs, Hirschtalg und Rizinusöl zu einer festeren Masse rührte und so zu einem Stift formte. Heute gehört der Lippenstift zu den am meisten verkauften Beauty-Produkten.

Lippenstift

So sieht roter Lippenstift gut aus und hält lange:

1. Damit auch alles da bleibt, wo es hingehört, die Lippen mit einem Lipliner umranden. Der gleicht unregelmäßige Stellen aus und verhindert, dass die Farbe in die kleinen Fältchen entlang des Mundes ausläuft. Und damit wir nicht zu jedem Lippenstift den passenden Lipliner kaufen müssen, eignet sich ein transparenter Konturenstift.

2. Die Grundierung sorgt für langanhaltende Farbintensität und versorgt die Lippen zudem mit Feuchtigkeit. Denn trockene Lippen sind der Tod jedes Lippenstiftes. Deshalb immer erst eine Pflege auftragen.

3. Der richtige Pinsel darf nicht fehlen! Und diese Eigenschaften braucht er: Durch abgerundete Enden lassen sich die Lippen einfacher umranden, man gelangt einfacher in die Mundwinkel und das Auftragen ist genau. Außerdem sollte er klein sein, damit er in jede Tasche passt und auch unterwegs immer dabei ist. Und zu guter Letzt sollte er eine Kappe haben, damit seine Pinselspitze nicht verschmutzt.

4. Und nicht vergessen, die überschüssige Farbe mit einem Kleenex abnehmen. Dazu das Tuch in der Mitte falten, zwischen die Lippen legen und den Mund einmal zudrücken. So bleiben die Rückstände auf dem Tuch und kleben nicht an den Zähnen!

Rote Lippenstifte

Meine Favoriten (von links nach rechts)

Guerlain La Petite Robe Noire Le Rouge Délicieusement Brillant, 023 Ruby, ca. 31 Euro

Guerlain Kiss Kiss Matte, 330 Spicy, ca. 34 Euro

Tom Ford Rouge à Lèvres, 10 Cherry Lush, ca. 55 Euro

Sisley Hydrating Long Lasting Lipstick, L33, ca. 43 Euro

Yves Saint Laurent  Rouge Volupté Shine 4 Rouge Ballet, ca. 37 Euro

Chanel, Rouge Coco 444 Gabrielle, ca. 36 Euro

Charlotte Tilbury Hot Lips, Carina’s Love, ca. 32 Euro

Lancôme L’Absolu Rouge, 132, ca. 32 Euro

Styling: Marina Rinaldi

Dieser Beitrag enthält werbliche Inhalte in Form von Markenname-Erwähnungen und Verlinkungen.

Bilder: Leila Ivarsson



Veröffentlicht am
11. September 2017



Kommentare

  • Toller Artikel über rote Lippen! Auch ich habe mich als Zweifach-Mama in den letzten Jahr mit roten Lippen und dem dazu gehörenden Aufwand schwer getan und eher zum Lipgloss gegriffen. Nachdem eine gute Freundin mich ausdrücklich verpflichtet hat jeden Tag roten Lippenstift zu tragen, weil es einfach frischer aussieht, folge ich jetzt seit einigen Monaten brav ihrem Befehl und bin sogar dankbar über den ausgeübten Druck ihrerseits… 😉 Es kostet zwar im Alltag eine Überwindung aber wenn ich ihn dann trage, sehe ich einfach viel weiblicher und frischer aus und gefalle mir selbst auch besser. Wichtig ist es nur, den richtigen Rotton zu finden. Ich kann z.B. nur warme Rottöne mit einem Hauch ins Orange tragen..

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