Mit der Wohnung kann es manchmal sein wie mit einer Beziehung bzw. mit einem Partner. Am Anfang ist man in sie verliebt, fühlt sich darin geborgen, freut sich jeden Abend darauf, zu ihr heimzukommen. Gerne übersieht man in der Phase Eigenschaften, die einem unter anderen Umständen auffallen würden. Aber bekanntlich ist man der Überzeugung, dass Liebe alles überwinden kann. Außerdem ist man in Städten wie München und Hamburg in der heutigen Zeit froh, wenn man überhaupt eine Wohnung in der Stadt findet, die einen nicht wohnarm macht. Da nimmt man Abstriche einfach in Kauf.
Nach und nach richtet man sich ein, gewöhnt sich aneinander, verlebt lustige, romantische, traurige, ruhige, sinnliche und manchmal recht stürmische Zeiten miteinander. Das Gewohnte gibt einem das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Das geht so lange gut, bis sich etwas im Leben verändert. Dann allmählich, nach der Verliebtheitsphase, merkt man die Eigenschaften, die einen am Anfang zwar kurz gestört haben, bei denen man aber gerne bereit war, darüber hinwegzusehen. Je nachdem wie ausgeprägt die Dinge sind, die man nicht mag, desto mehr rücken sie in den Vordergrund und sorgen für ein Gefühl des Unbehagens und der Unzufriedenheit. Nun kann man sich überlegen, ob man das weiterhin so akzeptieren und damit leben kann, da man ja in Liebe verbunden ist, oder ob es Zeit wird, sich zu verabschieden. Das kann aber unter Umständen ein langwieriger Weg sein.
Bei mir waren es der Launch von BoudoirDelicious und die Monate davor, die ich intensiv damit verbracht habe. Wenn man sich neu aufstellt, dann ist das ein Prozess, der sowohl im Inneren als auch im Äußeren Veränderungen mit sich bringt. Der dazu führt, dass ich alles, was mein Leben betrifft, unter die Lupe nehme und entscheide, ob es noch zu mir und meinem neuen Lebensweg passt. Das dauert und kostet Kraft. Denn es geht nicht nur um die Frage, passt mein Look noch zu mir, sondern auch, inwieweit das Umfeld noch stimmig ist. Dazu gehört, was ich erst sehr langsam begriffen habe, meine Wohnung. Jeden Tag, wenn ich aufwache, habe ich das Gefühl, dass mein Heim nicht mehr zu mir passt. Überall sehe ich Dinge, die ich auf der Stelle entsorgen möchte. Das Alte klebt an mir und ich möchte mich davon befreien. Es ist wie eine Art Häutung, die vor sich geht.
Meine Wohnung ist überwiegend im Scandic Style eingerichtet und steht für eine andere Zeit, für ein anderes Ich. Aber nun bin ich BoudoirDelicious, und ganz ehrlich, hat schon einmal jemand ein Boudoir im Scandic Style gesehen, das sinnlich ist? Ich nicht. Also hängen im Büro schon Moodboards, wie ich die Wohnung gerne in Zukunft hätte. Aber wir wissen alle, eine Wohnung neu einzurichten ist kosten- und zeitintensiv. Insofern muss ich meine Ungeduld und meinen Tatendrang etwas zügeln und mit kleinen Schritten vorerst zufrieden sein. Eine meiner ersten Maßnahmen war es, wieder mehr Duftkerzen in den Räumen zu nutzen. Denn Düfte haben die schöne Eigenart, einen sofort in eine sinnliche Stimmung zu versetzen, auch wenn das Umfeld vielleicht noch nicht ganz den Wünschen entspricht.
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